„Mensch, Alter…weißte noch?!“ frag ich, mit Blick nach unten zu meinen, nunmehr ein halbes Jahrhundert zu mir gehörenden Füßen – und meine damit den rechten der Beiden. Seit einer Woche sieht er irgendwie verärgert aus.
Manierlich trotzdem, werden sie doch stets professionell bearbeitet, lieb gehalten und Teile von ihnen farbig hervorgehoben.
Und gefordert, naja vielleicht manchmal zu viel? Sie meckern jedenfalls manchmal beide. Deshalb wollte ich diese beginnenden Frühlingstage meinen Füßen widmen. Uns verbindet ja nicht nur die Anatomie, nein, da ist viel mehr. Familie und Gene.
Mit den Worten meiner Mutter „Du hast echt komische Füße“ wurde ich ins Leben geschickt und als ich das Laufen lernen sollte, gehörte natürlich auch das passende Schuhwerk dazu, jedenfalls an Sonntagen. Schwarze Lackschuhe. Blicke ich zurück, denke ich an weiße Strümpfe, Blasen, Blut und Brennen an der Ferse. Als ob das meine Schuld gewesen wäre.
Mein Vater versuchte jedenfalls stets verzweifelt mit Seife und Hammer das Leder meiner Schuhe geschmeidiger zu machen, um die – manchmal geerbten – Meisterstücke an meine Füße zu bekommen. Frei nach dem Motto „was nicht passt, wird passend gemacht“. Das war bei uns so und ich habe es übernommen, denn getreu dieser Maxime, quetschte ich meine beiden Freunde in Riemchensandalen, Pumps, Sabbots, Slings, Stiefelchen und Botten, Langschäfte und Overknees…unzählige davon waren zu klein, zu eng, nur zum Sitzen geeignet.
Aber haben wollte ich sie alle. Ruckediku? Egal!
Aber was wollte ich doch gleich? Richtig, ich wollte mich bedanken, bei meinen Füßen.
Hey Jungs, es tut mir leid, dass ich euch mit unsäglicher Enge quälte. Danke, dass ihr mich immer noch tragt. Auch damals, als ich mit euch im Hochsommer in den Schwarzwald wandern wollte. Ungübt mit 11 Kilo Gepäck auf dem Rücksen. Ich fürchte, das war eine der Sternstunden reiner Selbstüberschätzung. Ihr – und alle anderen natürlich – hatten mich gewarnt.
Feuerschuh und Windsandale, wer nicht hören will muss fühlen!
Hab ich ja dann auch verstanden und euch fortan geschont, bequemer angezogen. Leider nicht immer schön, aber dafür orthopädisch hochwertig.
Hat euch wohl nicht gereicht, oder? Warum meutert ihr? Schneiderballen, Hallux valgus, Morton Neurom. Voll übertrieben.
Kommt schon, lasst uns noch ein paar Jahre Spaß haben, okay? Mittlerweile bin ich Einlagenträgerin. Ich stehe dazu und bin Besitzerin von zwei Paaren. Für den Sport und ein dezenteres für „gut“.
Ob diese, nun ja eigentlich wenig eleganten Hilfsmittel, mit diesen netten Stiefeletten nebst Glitzer, die seit zwei Jahren im Regal stehen in den Dialog treten können? Die Vernunft siegte bisher.
Jedoch, ein Versuch kann nicht schaden.