Baumkuchen

Kurz vor Weihnachten denke ich an Baumkuchen. Dieses zarte Gebäck, eingekleidet in Schokolade. In meiner Kindheit drückte ich im Winter, an der Hand meines Vaters hängend und quengelnd,  gern die Nase am Fenster einer der  noblen Konditoreien der Stadt platt. Natürlich nicht wirklich. Aber dieses Schaufenster schien himmlisch und eigentlich sind es  zwei. In der Mitte befindet sich der blankgeputzte Eingang. Dahinter öffnet sich  eine süße Welt aus Torten, Kuchen und Schokoladen in Glasvitrinen. Beherbergt in roten Tapeten garniert mit Posamenten , einem weißem Treppenaufgang und goldenen Kronleuchtern.

Nachdem wir alle Spielzeug-Geschäfte der kleinen Stadt durchkämmt sowie eine Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt gegessen hatten, standen wir draußen davor und staunten. Hinein gehörten wir nicht. In Cafés zu gehen, das war nur im Urlaub möglich, wenn nicht jeder Pfennig umgedreht werden musste.

Aber das reichte uns auch, dann das helle Licht in der Dämmerung und die Köstlichkeiten ließen Platz zum Träumen, waren magisch. Im linken Fenster konnten die scheinbar unzähligen Pralinenvariationen und die farblich fürs Fest hergestellten Marzipanfiguren angeschaut werden. Dazu gab immer ein buntes Hexenhäuschen und zierliche Engel mit weißen Kleidern. Alles zum Essen, ja, auch die Putten. Hinter der rechten Scheibe war dieser unglaublich große Baumkuchen platziert. Theoretisch hätte sich da ein Kind hineinstellen können. Aber praktisch war das natürlich aus vielen Gründen nicht möglich.

Mein Vater erzählte manchmal Geschichten, dass als er noch Kind war, sie niemals Schokolade und immer Hunger hatten. „Einmal Schokolade wie Brot essen!“ das war ein Satz, der mir in Erinnerung geblieben ist. Er hat ihn sich später erfüllt. Als die Kinder aus dem Haus waren, holte er sich regelmäßig ein Stück vom Kuchen.

Von dem Kuchen, den sein Enkel genauso liebt.

Jedes Jahr aufs Neue!