Ach Kurt, …

… watt hasse recht…

Das Ideal

Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn –
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.

Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:

Neun Zimmer – nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve –
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) –
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.

Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad – alles lenkste
natürlich selber – das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.

Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche – erstes Essen –
alte Weine aus schönem Pokal –
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.

Ja, das möchste!

Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten –
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.

Etwas ist immer.
Tröste dich.

Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.
Daß einer alles hat:
das ist selten.

Kurt Tucholsky, 1927

Quelle: mumag.de

X-Mas…

… bald isses vorbei. Früher hieß das ja Weihnachten, es war mehr Lametta und Unboxing, also peinlich denglish, für das Auspacken der übersichtlichen Mengen liebevoller Geschenke in weiter Ferne. Ein bisschen von dem, ein bisschen davon hat gereicht. Es war einfach schön…

Jetzt? Es ist zu viel und laut. Seit August werde ich von Lebkuchen und Spekulatius verfolgt. Bis Mitte November war ich jedenfalls  2024 stark, dann, peng, ging alles Schlag auf Schlag: Plätzchen backen mit den Damen, dabei Eierlikör süppeln, Kuvertüre bunkern, eine Woche später waren die Kekse gegessen, die Kuvertüre auch. Neukauf, noch mal backen. Weihnachtsfeier 1, 2 und 3 erledigt. Glühwein ist schon immer doof gewesen, wusste ich vorher, Feuerzangenbowle auch. Stollenkonfekt bäh, Dubai Schokolade – sach ma geht s noch?

Last Christmas vs. Feed the World. Der kleine Lord, Drei Haselnüsse etc. Der Zauber ist dahin, der letzte trash wird zum Kult. Ausser Sissi natürlich.

Was soll man auch anderes machen ausser Futtern? Mit vollem Bewusstsein habe ich mich über die bunten Teller meiner Schwestern hergemacht, den Stollen und Gewürzkuchen mit Rumrosinen und Schoko- Glasur verklappt. Mein Körper gleicht nunmehr, sofern ich die Hose schließen konnte, einem Muffin. Das muss sich ändern. Morgen oder so.

Obwohl, Halt, Stop, Stehenbleiben, sonst muss ich mit Spritzgebäck schießen. Da versucht doch  gerade eine Marzipankartoffel zu flüchten. Mit letzter Kraft und einem Anflug von Diabetes Typ 2 stemme ich mich vom Sofa hoch. Langsam pirsche ich möglichst geräuschlos Richtung Gabentisch.

Und Zack, Mund auf, Kartoffel rein. Runter damit. Magensäure feiert Silvester und böllert blubbernd.

Ab morgen wird gefastet.

… Magic is all around me

…. Augentropfen w, wrejteej i und OU u uiii i ist ein Konstrukt von mir und 8 und viiiiiel…

Das war die Botschaft zum Jahresende aus meiner Hosentasche vom Smartphone. Was will es mir sagen?

Klingt niederländisch irgendwie. Also ab nach Holland? Augentropfen? Ab jetzt, genau hinschauen.

Die 8 Unendlichkeit.

Und viiiiiel von allem: Liebe, Gesundheit, Frieden innen und außerhalb.

Passt doch, ist eine runde Sache!

Und Danke. Für Alles!

Liebe Dame aus Vietnam!

Sei wie das Veilchen im Moose…

… sittsam bescheiden und rein.

Und nicht wie die stolze Rose,

die immer bewundert will sein.

Stimmt‘ s?

Also, wenn Veilchen im Moose wachsen wollen, müssen sie wohl oder übel mehr Nahrung bekommen, also:

arte oder Aldi?

Kästner oder Kekse?

Ich denke wohl, es ginge beides.

Allerdings finde ich es kaum erträglich, wenn intellektuelle – selbsternannte – Sinnstifter ihrer Wichtigkeit mit namedropping, Titeln, Studienanekdoten und Zitaten Ausdruck verleihen müssen. Ihre Lebenserfahrungen wie edle Accessoires als etwas ganz und gar Aussergewöhnliches immerzu bei jeder Gelegenheit feilbieten. Beispielsweise auf Weihnachtsfeiern in der Medienbranche.

Also  „Verhaltensrosen“?

Genau so doof ist aber die gespielte Bescheidenheit der Veilchen, die an sich total scharf auf Rosen sind und mit sanftem Blick emporschauen. Die sind oooch nich‘ echt, wa. Ach, verdammt. Ich mache mich zunehmend gern über diese Fakepflänzchen lustig. Ihr nehmt euch allesamt zu wichtig, kocht lediglich mit Wasser und müsst mindestens einmal am Tag den Darm entleeren.

Es gibt soviel zu erledigen. Hört endlich auf, eure Zeit zu verplempern. Kandiert Rosen und Veilchen. Streut sie auf Aldi-Kuchen und lest Kästner beim Tee.

Schönen 2. Advent!

„Tanzen?…

… Kommt ihr mit? “ fragte M. vorgestern via WhatsApp.

Da gibt es jetzt Partys named Ü40-Ü60 in einer ehemaligen Tanzschule. Aber Foxtrott oder Rumba müssen draußen bleiben. Hier können sich die Leute treffen, die sonst kein Verlangen nach hippen Clubs oder Raves oder ähnlichem haben.

Die tanzen dann zu „ihrer“ Mucke, denken sich zurück und bleiben unter sich. Da kommt nichts Neues dazu.

Ich bewege mich gern, mag Trance, Schweiß und Rhythmus. Aber nur unter Ü60ern?

Mal im Ernst, man wird offensichtlich mit diesem Angebot aufgefordert sich in der eigenen *bubble* aufzuhalten. Man wiederholt, ähnlich wie die Babyboomer-Wellen im Radio, die gleiche Musik, teilt die gleichen Ansichten, ähnliche Erinnerungen. Reicht mir aber nicht. Bin zwar auch bald 60. Fühle mich nach wie vor jünger und will ganz und gar nicht einsehen, warum ich mich ins Separe begeben soll.

Tanz und Musik sind Botschaften fürs Leben, Inspirationen, lockende Aufforderungen. Vielleicht ein Versprechen? NOUVELLE, sinnlicher Spirit…

Ja, bestimmt – weiß ich zufällig.

Und, mal ehrlich, wie soll das denn bei Gloria Gaynor in Endlosschleife was werden?

Wir werden sehen!

Laublust…

… Laublaufen…

Linkisch labberige Lust.

Längsseitig lärmen lamentierende Laubbläser,

liederlich lästige Lingams

labernder Lenden.

Lächerliche Laute.

Längst lästig!

Los, lauf links.

Lüsternder Luftmolch!

Lieber Leben; liebe laue Lüfte!

Lindgrüne, leidenschaftliche Lust.

Lockender Leviathan.

Novemberdunkel…

… denn es fehlt, das Licht!

Auch am Tag.

Entsetzlich!

Depressionen!

Da sagst du: „Nachts ist es doch immer kälter als draußen.“

Und lachst mir ins Gesicht.

Wird es heller?

Sonnenlichtgleich?

Abwarten, noch braucht es Zeit.

Nun wird’s wieder…

Zeit…

Packen und Abreisen aus meiner Art Kartause. Gedengelt mit Einatmen und Ausatmen.

Die nach unten schauenden Hunde, die nach dem Brett, auf Brücken und Pflug, die Katzen sowie die Kühe jagen. Frösche waren auch darunter.

Ihr merkt schon, ich bin noch im Yoga-Modus.

Vielleicht kann ich den morgentlichen flow aufs Festland retten? So wie im Übrigen die zwei Flaschen *griechischen Weins* die ich gerade beim Chef geordert habe. Aber dann ist der Koffer voll. Wie üblich viel zuviel von vorn herein eingepackt. Eventuell passt doch noch eine Lage Oliven rein ? Ich gehe in den Laden. Zum Baden ist am 1.11. nun  zu kalt – obwohl… komm einmal noch.

Gestern noch in Matala an den Höhlen geschwommen. Ich komme wieder.

Auf Reisen…

… der Flughafen Frankfurt gehört am 27.10.24 mir. Nachts um 2:30 Uhr Winterzeit ist nichts los.

Bin schon lang nicht mehr geflogen und fühle mich wie eine Landpomeranze. Zum unterstreichen dieser Behauptung trage ich meinen orangen hoodie. Macht mich safe.

Fliege ich gern? Nun ja. Beim kleinsten Turbulenzchen krieg‘ ich die Panik.

Darüber hinaus bezweifle ich jedes Mal, dass ein schweres Konstrukt wie ein A320 abheben kann.

Tut er aber.

Jedes Mal bisher.

Ein Wunder, wunderbar…

Kalte Duschen…

… haben drive. Du weißt eigentlich was kommt, denn du hattest die Wahl an der Mischbatterie.  Love it, change it, leave it. Trotzdem erschrocken, fluchst du jetzt und bist beleidigt, weil die warme Dusche aus der Zeit vorher nicht mehr fließt.

Frierend stehst du nackt hinter der gläsernen Duschwand und fragst: „Willst du das so? Lässt du dir das gefallen?“

Nein!

Geh auf Anfang, schüttel dich, mach‘ Dampf unter die Kessel. Das Wasser könnte noch warm sein. Test it!

Der Winter schleicht schneidend ums Haus.

Aber: „… DU kommst hier net rain, Alda, noch nicht!“

P. S. Zur Erklärung, so fühlt man sich, wenn man aus transformatorischen Gründen in einen Job mit mehr Inhalt verpflanzt wird und am Ende weniger Netto vom Brutto bekommt.

Aber eigentlich wusste man es vorher.

P. P. S. Bin gerade nicht soooo gut gelaunt.